Wie alles anfing

Ein Interview mit Georg Schmälzle

Mein Vater war Gärtnermeister, mein Grossvater war Gärtnermeister, meine beiden Brüder sind Gärtner … Nach meinen ersten politischen Erfahrungen im Alter von 18 Jahren in der Bürgerinitiative Umweltschutz Baden-Baden und dann später in Brokdorf und Gorleben hatte ich meinen Lebensweg in dieser Richtung eingeschlagen. Ich ernährte mich vegetarisch, kaufte vieles im Bioladen. Ich brach mein PH-Studium ab (wer ist schon gerne arbeitslos?) und begann mit 21 Jahren eine Gärtnerlehre in der Demetergärtnerei Mussler in Bühl. Zivildienst leistete ich in der Bio-Klöstergärtnerei in Obersasbach. Nach meinen Gesellenjahren in der Demetergärtnerei Illmann in Kehl-Eckartsweier machte ich 1987 die Meisterprüfung und gründete noch im selben Jahr die Bio-Gärtnerei Schmälzle als 1-Mann-Betrieb, damals noch auf dem Hofgut Tiefenau bei meinen Eltern in Sinzheim. Meine Eltern schenkten mir einen Traktor und eine Pflanzmaschine. Dann ging`s los. Ich verkaufte zum ersten Mal mein eigenes Bio-Gemüse auf einem alten Marktstand meiner Oma, die übrigens von den 40er bis 60er Jahren in Baden-Baden ihr Gemüse feil bot. Ich beschickte 5 Wochenmärkte in Karlsruhe und baute nachmittags nach dem Markt Gemüse an.

Ist das nicht alles ein Bisschen zuviel für einen Menschen, anbauen und verkaufen?

Ja, so nach und nach kamen dann auch Marktverkäufer und Gärtner auf dem Acker dazu. Es war ein bunter Haufen lustiger junger Menschen. Wir hatten viel Spaß, aber sonderlich effektiv war das Ganze nicht gerade. Immer mehr Menschen, immer freakiger und unwirtschaftlicher, das konnte nicht gut gehen. So nach und nach schrumpften wir uns gesund. Nur noch mein LieblingsWochenmarkt blieb übrig am Gutenbergplatz in Karlsruhe. 1992 zogen wir, meine Freundin – mittlerweile ist sie meine Frau -, mein Sohn und ich nach Sinzheim-Müllhofen in der Nähe des Ackers, den mein Vater mir schenkte.

Wie kamen Sie denn auf die Idee mit der Biokiste?

Experimentieren und Riskieren war schon immer meine Stärke und Schwäche zugleich. Nachdem unser Hofladen nicht gut anlief, probierten wir aus eine Gemüsekiste als Abo an unsere Marktkunden in Karlsruhe auszuliefern. Mit Erfolg!

War die Biokiste das Sprungbrett für einen mittelständischen Betrieb, wie es jetzt einer geworden ist?

Ja, das kann man wohl sagen. Mittlerweile sind 9 Menschen im Frei-Haus-Service und 11 Menschen auf 26 ha Freiland und in 3 Hektar Folientunnel tätig.

Hat sich die Biokiste auch bei Ihren elsässischen Nachbarn herumgesprochen?​

Ja, es läuft ganz gut. Im November 1998 haben wir die ersten 3 Kunden im Elsaß beliefert, mittlerweile sind es über 200 Kunden.